Deine Key-Take-Aways
- Der weiblichen Geschlechterrolle werden Eigenschaften wie Empathie zugeschrieben. Die Führungsrolle wird in der Regel aus Eigenschaften wie Durchsetzungsstärke konstruiert.
- Daraus ergibt sich, dass die weibliche Geschlechterrolle nicht mit den Erwartungen an eine Führungsrolle übereinstimmt. Dieser Konflikt ist belegt durch die Rollenkongruenztheorie.
- Double-Bind ist das Dilemma, das daraus entsteht. Es ist das oft nicht wahrgenommene Spannungsverhältnis, das weibliche Führungskräfte durch die doppelte Bindung erleben.
- Ein Grund, warum so wenig Frauen in den höchsten Führungsebenen sind, liegt an den systemischen Vorurteilen und Diskriminierungen, die in den beiden Rollen verwurzelt sind.
Du bist qualifiziert, dein Engagement ist unbestreitbar und deine Ergebnisse sprechen für sich. Trotzdem erreichst du als Frau oft nicht die höchsten Führungsebenen, sondern deine männlichen Kollegen. Die gläserne Decke beschreibt genau diese unsichtbare, aber reale Grenze, die Frauen am Aufstieg hindert.
Was bedeutet Gläserne Decke?
Die gläserne Decke ist eine unsichtbare Barriere aus Vorurteilen und Diskriminierung im System, die Frauen am Aufstieg in höhere Führungsebenen hindert. Sie entsteht durch die oft nicht bewusst wahrgenommene, fehlende Übereinstimmung zwischen der weiblichen (kommunalen) Geschlechterrolle und der (agentischen) Führungsrolle.
Das ist die bittere Wahrheit.
Der Begriff wurde 1978 von Marilyn Loden geprägt. Später griffen Forscherinnen wie Morrison, White & Van Velsor (1987) das Konzept auf und beschrieben die gläserne Decke als strukturelles Phänomen in Organisationen.
Die Rollenkongruenztheorie von Eagly & Karau liefert den Beleg dazu: Die Barriere existiert, weil es einen grundlegenden Konflikt zwischen der Erwartungshaltung an Frauen und den Anforderungen an Führungskräfte gibt.
Der Kern des Konflikts: kommunal vs. agentisch
Der zentrale Punkt ist die oft nicht wahrgenommene Spannung zwischen der weiblichen Geschlechterrolle und der Führungsrolle. Sehen wir uns diese beiden Rollen genauer an.
1. Die weibliche Geschlechterrolle: kommunale Eigenschaften
Der Frau werden traditionell verbindende (kommunale) Eigenschaften zugeschrieben. Dazu gehören Eigenschaften wie Kooperation, Hilfsbereitschaft, Freundlichkeit und Empathie.
2. Die Führungsrolle: agentische Eigenschaften
Die Führungsrolle wird in der Regel aus handelnden (agentischen) Eigenschaften konstruiert. Dazu gehören Eigenschaften wie Dominanz, Ehrgeiz, Durchsetzungsstärke und Unabhängigkeit.
Die Erwartungen an dich als Frau und die Anforderungen an dich als Führungskraft divergieren. Bei männlichen Führungskräften hingegen fallen diese zwei Aspekte meist zusammen.
Der Konflikt führt dazu, dass du als weibliche Führungskraft vor der Herausforderung stehst, wie du mit den Gegensätzen von Erwartungen und Anforderungen in deinem Verhalten umgehst.
Die Folgen des Konflikts
Die Inkongruenz erzeugt systemische Vorurteile und Diskriminierung:
Dein Verhalten als Frau wird aufgrund traditioneller Erwartung und sozialer Beeinflussung, wie Frauen sich verhalten sollten oder was als wünschenswert gilt, kritischer bewertet.
Dein Verhalten als Führungskraft wird aufgrund der stereotypen Annahme, dass Frauen weniger führungsrelevante Eigenschaften besitzen, ebenfalls kritischer bewertet.
Ganz wichtig: Diese Mechanismen entstehen nicht durch individuelle Schwächen, sondern durch kulturell und strukturell verankerte Erwartungen in Organisationen.
Die Zwickmühle: Das Double-Bind Dilemma
Das Dilemma, das aus dieser Inkongruenz entsteht, ist eine Double-Bind-Situation. Es ist das unvermeidbare Spannungsverhältnis, in das du als Frau in Führung gerätst, weil die traditionell weibliche Geschlechterrolle mit der konstruierten Führungsrolle im Konflikt steht.
Der Begriff Double-Bind stammt ursprünglich aus der Kommunikationstheorie (Bateson, 1956). Er beschreibt dort widersprüchliche Botschaften, auf die es keine richtige Reaktion geben kann. Später wurde dieses Konzept übertragen, um das Dilemma weiblicher Führungskräfte zwischen widersprüchlichen Rollenerwartungen sichtbar zu machen.
Du steckst in der Zwickmühle, dass dein Verhalten anders, in der Regel kritischer bewertet wird als das deiner männlichen Kollegen im Führungskreis.
- Erfüllst du die Geschlechterrolle (kommunal), erfüllst du nicht die Anforderungen der Führungsrolle und wirst als weibisch und weniger führungstark bewertet.
- Erfüllst du die Führungsrolle (agentisch), verletzt du die Normen der Geschlechterrolle und wirst als egozentrisch bewertet, unabhängig von deinen Leistungen.
In der Executiv-Ebene, in hierarchischen Organisationen und in männlich geprägten Umfeldern, wo agentische Qualitäten dominieren, ist die gläserne Decke besonders undurchdringlich.
Das Dilemma zeigt, wie unterschiedlich Verhalten je nach Geschlecht wahrgenommen wird und wie rasch Anpassungsdruck entstehen kann.
In dieser Zwickmühle stecken Männer nicht.
Dein Weg durch die Decke
Die Belege zeigen eindeutig: Wenn dein Aufstieg in höhere Führungsebenen stockt, dann sind oft systemische Vorurteile und Diskriminierungen im Spiel. Erwartungen und Anforderungen, die in der Geschlechterrolle und der Führungsrolle tief verwurzelt sind, erzeugen ein Spannungsverhältnis. So kann ganz rasch und unbewusst Anpassungsdruck entstehen.
Mach den Unterschied:
- Balanciere deine Kompetenzen.
- Sprich über deine Erfolge.
- Schaffe Bewusstsein.
- Führe strategisch.
- Sei authentisch.
Das sind die Erkenntnisse aus meiner 30-jährigen Erfahrung in einer Männerdomäne als Frau und Führungskraft in Spitzenfunktionen.
Achte darauf, nicht zwischen Erwartungen und Erschöpfung zu führen.
FAQ zur Unterstützung:
Nachdem das Thema komplex ist, habe ich dir noch ein paar Fragen und Antworten für eine rasche Übersicht zusammengestellt:
Gibt es die Gläserne Decke wirklich?
Ja, sie ist wissenschaftlich dokumentiert und entsteht durch die wahrgenommene Unvereinbarkeit zwischen der weiblichen (kommunalen) Geschlechterrolle und der (agentischen) Führungsrolle.
Was bedeutet Rollenkongruenz?
Die Rollenkongruenztheorie belegt, dass diese Unvereinbarkeit aus dem grundlegenden Konflikt zwischen der Erwartungshaltung an Frauen und den Anforderungen an Führungskräfte entsteht.
Was ist das Double-Bind-Dilemma?
Es ist das aus der Inkongruenz resultierende Spannungsverhältnis der doppelten Bindung: Bist du kommunal, erfüllst du nicht die Führungsrolle. Bist du agentisch, verletzt du die Geschlechterrolle.
Was kannst du als Führungskraft tun?
Du kannst diese unsichtbare Barriere aus systemischen Vorurteilen und Diskriminierungen bewältigen, indem du agentische und kommunale Eigenschaften in deinem Verhalten balancierst.
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