Der Gender Confidence Gap ist ansteckend

Der Gender Confidence Gap ist ansteckend
Du bist kompetent – und trotzdem nimmst du dich im Meeting weniger selbstbewusst wahr als deine Kollegen? Was als individuelles Gefühl beginnt, kann rasch zur systemischen Barriere werden.

Der Gender Confidence Gap, auch als Geschlechterlücke im Selbstvertrauen bekannt, beschreibt die Tendenz von Frauen, ihre Kompetenzen systematisch geringer einzuschätzen als Männer – selbst bei objektiv gleicher Leistung. Diese Lücke ist kein vages Gefühl, sondern ein wissenschaftlich belegtes Phänomen.

Und damit nicht genug.

Eine Studie aus dem Jahr 2022 hat eine noch beunruhigendere Dimension aufgedeckt:

Sie beschreibt die ansteckende Natur des Gender Confidence Gap. Unsicherheit und Selbstzweifel bleiben nicht im Inneren verborgen – sie wirken nach außen. Auch Vorgesetzte sowie Kolleginnen und Kollegen nehmen sie wahr, oft unbewusst – und lassen es in ihre Urteile einfließen.

Ein kollektives Missverständnis nimmt seinen Lauf.

Selbstvertrauen wird in vielen beruflichen Kontexten als Zeichen von Kompetenz interpretiert – und ein Mangel daran als Unsicherheit. Genau das macht den Gender Confidence Gap so folgenreich.

Selbst wenn Führungskräfte bzw. Entscheider:innen wissen, dass Frauen dazu neigen, ihre Kompetenzen vorsichtiger einzuschätzen, gleichen sie diese Verzerrung in der Praxis kaum aus. Die Folge: weibliche Führungskräfte erhalten seltener Zugang zu spannenden Projekten, seltener Beförderungen – und oft geringere Gehälter.

Die Ursachen des Gender Confidence Gap sind vielschichtig und tief in gesellschaftlichen, kulturellen und psychologischen Faktoren verwurzelt.

Soziale Prägung:

Bereits in der Kindheit werden Mädchen oft für Fürsorglichkeit gelobt, während Jungs für gezeigte Risikofreude Anerkennung erhalten. Diese frühen Prägungen wirken bis in ihr Leben als Erwachsene hinein und formen unterschiedliche Selbstbilder.

Stereotype Rollenerwartungen:

Die Vorstellung vom „geborenen männlichen Leader“ hält sich hartnäckig – ebenso wie die Annahme, dass weibliche Führungskräfte emotionaler oder weniger durchsetzungsstark seien. Solche Zuschreibungen beeinflussen, wie sie im Außen wahrgenommen werden.

Ein strukturelles Problem – keine persönliche Schwäche.

Der Gender Confidence Gap ist kein Frauenproblem. Er ist das Resultat tief verankerter Narrative, ungleicher Chancen und unbewusster Denkmustern – auf individueller wie organisatorischer Ebene.

Der Preis des Zweifels:

Wenn Frauen Selbstzweifel spüren, wirkt sich das auf vielfältige Weise aus:

  • Sie bewerben sich seltener auf Positionen, wenn sie meinen, die Anforderungen nicht zu 100% zu erfüllen.
  • Sie zögern, über ihre Leistungen zu sprechen – aus Sorge, als selbstbezogen wahrgenommen zu werden.
  • In Gehaltsverhandlungen fordern sie im Schnitt weniger – weil sie ihren eigenen Wert nicht klar genug erkennen.

Was ist also zu tun?

Die gute Nachricht: Es gibt Wege, diese Mechanismen zu durchbrechen – individuell wie systemisch.

Individuelle Strategien:

  • Entwickle ein Growth Mindset: Nicht Perfektion, sondern Entwicklung zählt.
  • Erkenne deine Erfolge an – schriftlich. Ein Erfolgstagebuch bringt dir Klarheit.
  • Stelle dich ins Licht: Sprich über deine Leistungen, kommuniziere deine Werte.
  • Suche Sparringspartner und Coaches – auch außerhalb deines direkten Umfelds.

Organisatorische Maßnahmen:

  • Führungskräfte sollten für unbewusste Verzerrungen sensibilisiert werden.
  • Psychologische Sicherheit muss ein Kernwert sein – nicht nur ein Buzzword.
  • In Beförderungsprozessen braucht es objektive Kriterien – keine Bauchgefühle.
  • Nachweisbare Stärken und Kompetenzen machen Potenziale und Talente sichtbar.

Es lohnt sich!

Die Natur des Gender Confidence Gap bremst nicht nur individuelle Karrieren – sie kostet Organisationen nachweislich Innovationskraft und Produktivität. Unternehmen, die Barrieren abbauen und Frauen gezielt stärken, profitieren auf allen Ebenen. Weibliche Führungskräfte, die ihre beruflichen Motive, Stärken und Kompetenzen kennen, treten sicherer auf und kooperieren gezielter.

Fazit

Unsicherheit ist ein Warnsignal für ein System, das nicht neutral ist. Wenn du erkennst, wie die Natur des Gender Confidence Gap wirkt, kannst du bewusster agieren, gezielter steuern und dich klarer positionieren – um sichtbar zu machen, was ohnehin in dir steckt.

Wenn du herausfinden möchtest, was deine Persönlichkeit über deine Kompetenzen verrät, dann ist eine Deep Dive Analyse genau das Richtige.

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